In ihrer aktuellen Videoarbeit Lichtbild-Leerbild bezieht sich Martina Weber auf die Raumsituationen unter der Dreikönigsbrücke und bespielt den Ort neu. In den zwei äusseren ehemaligen Forellentanks konfrontiert die Künstlerin den Betrachter mit verschiedenen Wohnblockfassaden, die sie mit Bildern vor Ort kombiniert und somit den Eindruck eines pulsierenden urbanen Umraums entstehen lässt. In den mittleren Forellentank stellt die Künstlerin eine Lampe, die zugleich als Bildschirm und Leuchte fungiert und mittels Bewegungsmelder von den Besuchern ein- und ausgeschaltet werden kann. Betreten Passanten die Unterführung, so blinkt die Lampe auf und durch das grelle Licht verschwinden die Fotosequenzen, die auf den Lampenschirm projiziert werden. Für einen Moment entsteht dadurch eine Art „Leerbild“, das der Betrachter mit seinen eigenen Eindrücken des Gesehenen und des Ortes anreichern kann.
In Martina Webers Arbeit überlagern sich grundsätzlich drei Bildtypen. Es gibt die Standbilder, die die Situation unter der Brücke mit dem Wasser und den Booten wiederspiegeln und als eher leise Bildschicht funktionieren. Diese Ruhe wird von wechselnden Dias von Fassaden in s/w unterbrochen. Sie verleihen der Arbeit eine zusätzliche zeitliche Dimension, indem sie an Aufnahmen einer anderen Zeit oder an verblasste Erinnerungsbilder denken lassen. Die Lampe wiederum ist Bild und Objekt zugleich. Sie wiederholt auf ihre Weise die An- und Ausbewegungen der „urban slides“ und lässt gerade im Kontext Schanzengrabens auch an einen Leuchtturm oder an ein Warnlicht denken. Durch das abwechslungsreiche Spiel von Überlagerungen und Mehrfachprojektionen einerseits und durch die Reflektion über die angewandten Medien andererseits, hinterfragt Martina Weber sowohl den Wirklichkeitsbezug des Abbildes und als auch die Konditionen unserer Wahrnehmung und schafft eine Arbeit, die irritierend und poetisch zugleich ist.
Nadja Baldini