Atelier Jurybericht 2007, Aargauer Kuratorium. Martina Weber *1975, St. Gallen.

Martina Webers Hauptinteresse gilt dem Raum und seiner sich verändernden Wahrnehmung in verfremdeten Raumkonstruktionen. Ihre künstlerische Strategie ist Abstraktion und Dekonstruktion von räumlichen Gegebenheiten anhand bewegter Bilder, Fotografien und Diabildern, welche als Videowiedergabe gefilmt und mehrfach überlagert werden. Die zum Teil fast tautologische Verschachtelung verschiedener Bildebenen lässt neue Bilder, eine andere Wahrnehmung von Raum entstehen. Einzelne Raumsituationen werden beim Herstellungsprozess nacheinander projiziert und ordnen sich einem zeitlichen Ablauf unter. Die Künstlerin ist bestrebt, ihren räumlich, das heisst, installativ präsentierten Arbeiten eine filmisch geschlossene Form zu geben. Aus einfachen Sachverhalten, wie der filmischen Aufnahme eines Monitors mit wiedergegebenen Bildern, entstehen komplexe Raum-Bildkonstruktionen, die nicht nur die Wahrnehmung von Raum thematisieren, sondern die Produktion von Bildern schlechthin. Im inspirierenden Umfeld Londons möchte Martina Weber während drei Monaten Zeit und Raum für neue Auseinandersetzungen mit ihrer künstlerischen Strategie finden. Dafür stellt ihr das Aargauer Kuratorium sein Londoner Atelier zur Verfügung.

A space and its ability to be changed assuming unfamiliar spacial configurations, forms the main interest for Martina Weber. At the heart of the artistic strategy of Weber is an exploration into the Abstraction and Deconstruction of the spacial environment in conjunction with moving pictures (video), photography and slides, which as video reproduction is repeatedly superimposed. This is sometimes almost leading to new images and opening up other perceptions of the space. Another perception of the space each individual environment forms evolve as the projections follow in a chronological sequence. The artist attempts to present, in her space, installation work in a cinematic form.

„Meine Arbeiten beziehen sich auf räumliche Umgebungen, sie entwickeln in Form von Raumprojektion verfremdete Raumkonstruktionen […].“

„My work is moving into the clean spacial environment, and I’m developing unfamiliar spacial constructions using projections.“

„Ich erhoffe mir, in einer intensiven und unabgelenkten Zeitphase, an einem anderen temporären Atelierort, in der Atelierwohnung in London East End, mit Fotografie und Video in der Umgebung Material zu sammeln, um es im Atelier für weitere Bildverfremdungen installieren zu können und Innen und Aussen, Spiegelung und Reflexion als Werkgegenstand zuverwerten und zu inszenieren.“ Martina Weber

Aargauer Kuratorium/ Jurybericht Atelierjurierung 2007/ Verfasst von den Fachgruppenvorsitzenden des Aargauer Kuratoriums. www.ag.ch/kuratorium/de/pub/publikationen/juryberichte.php. Translation: Peter Dew

Elastic Time, Haus für Kunst Uri, Altdorf

Auch Martina Webers neueste Arbeit «Projektion.2006» nimmt die Idee der Raum-Zeit-Verdichtung auf. Wieder arbeitete sie mit einzelnen, sich langsam überblendenden Fotobildern. Im Atelier stellte sie ein Stativ mit einem Spiegel hin, darin spiegeln sich verschiedene Motive – Bilder, die sie nun wieder fotografiert und übereinander legt. Dadurch entsteht eine ganz eigentümliche Fantasiewelt, die nichts mehr mit unserem „normalen“ Raum- und Zeitempfinden zu tun hat.

Condensing time and space – also Martina Weber’s most recent work «Projektion.2006» takes up this idea. Again she worked with single photographs cross-fading into each other. She put a tripod onto which she had mounted a mirror in her studio. Different motifs are reflected in this mirror, which she photographs and then superimposes. This results in a quite particular world, imaginary and fantastic looking, very much removed from the way we normally perceive time and space.

„Elastic Time“, 2. März – 6. Mai 2007, Eva Baumann, Christian Denzler, Ingo Giezendanner, Pia Gisler, San Keller, Angelo Lüdin, Labor, Irene Maag, Nils Nova, Hildegard Spielhofer, Beat Streuli, Kris Vleeschouwer, Martina Weber. kuratiert von Sylvia Rüttimann, Direktorin ad interim Haus für Kunst Uri. Text: Sylvia Rüttimann

„Einen subtilen Umgang mit der Zeit lässt Martina Weber (1975 in Basel geboren) in ihren beiden Videoarbeiten erkennen, die nicht nur jede Zeit aufheben, sondern auch das Bild in Ueberlagerungen und Reflexionen zur irrealen Vorstellung umformen, über dessen Wirklichkeitsbezug keinerlei Klarheit mehr herrscht: Was ist Spiegelung, was Vortäuschung oder Abbild?“

Urs Bugmann, Haus für Kunst Uri. Kunst bewahrt und verformt die Zeit, Neue Luzerner Zeitung vom 2. März 2007

temps élastique, Ausstellungsraum Klingental, Basel

„Räumlich-zeitliche Verdichtung findet man in einer Arbeit von Martina Weber. Ihre Diplomarbeit „Reflexion“ aus dem Jahr 2005 ist eine Videoprojektion, die anmutet, als ob sie aus verschiedenen übereinander gelegten leisen Bildern bestünde. Zudem scheinen sich „Standbilder“ und leicht bewegte Bilder wie die Silhouette des Vogels zu vermischen. Die Beobachtung eines Abendhimmels mit einer Videokamera, kombiniert mit subtilen Ueberlagerungen, vorgeführt in einer Endlosschlaufe, bewirkt hier den Effekt des „Aufhebens“ der Zeit“.

It is the tendency to condense time and space that we find in Martina Weber’s work “Reflexion”. Her diploma work, which she made in 2005, is a video projection that seems to consist of several unobtrusive pictures superimposed one onto the other. Freeze-image and images that move, even if only slighly so, such as the silhouette of the bird, seem to mingle. The observation of the night sky with a video camera combined with subtle  overlays, presented as a loop, has the effect of “annihilating” time as it were.

Peter Stohler. „Temps Elastique“, 17. September – 15. Oktober 2006
Ausstellungsraum Klingental ARK, Basel, mit Angelo A. Lüdin, Irene Maag, Hildegard Spielhofer, Martina Weber und Labor, kuratiert von Peter Stohler. Translation: Sylvia Rüttimann

Archiv Magazin, Ausgabe Nr.1/2006

„Ausgangspunkt im Schaffen der Videokünstlerin Martina Weber ist der Raum. Abstraktion und Dekonstruktion sind ihre künstlerische Strategie. Mehrfachprojektionen überlagern sich, verschmelzen ineinander und lassen im filmischen Ablauf eine neue räumliche Wahrnehmung entstehen.“

Nadia Veronese, online magazin, archiv nr.1, www.kuenstlerarchiv.ch, im Oktober 2006

Bildende Kunst, Werkbeitrag 2005

„Wie ein Augenpaar leuchten die beiden Monitore in den Raum. Zu sehen ist zeitverschoben das gleiche Videoband, das das Sehen und die Wahrnehmung mittels Bilder produzierender Maschinen – Kameras, Diaprojektoren, Videomonitoren – zum Thema macht. Das Licht des Diaprojektors schwenkt durch einen dunklen, scheinbar engen, verstellten Raum, einer eigentlichen geheimnisvollen Camera obscura; man erkennt immer wieder einen Fernsehmonitor. Der Ausschnitt, der durch dieses schwenkende Licht sichtbar wird, zeigt dabei verschiedene weitere Ausschnitte und Formate: den Bildschirm als Bildformat etwa oder der Rahmen eines Fensters zur Aussenwelt, wo man, wiederum im Hintergrund, ein Fenster sieht. Zu den Videos, die jeweils unterschiedliche Momente des Films parallel vor Augen führen, ist ein Geräusch zu hören, das vom Ventilator eines Diaprojektors stammen könnte, und – durchaus ein wenig nervtötend – den maschinellen Charakter der Bilderproduktion untermauert. Diese in einer dichten Verschachtelung der Bildebenen tautologisch auf sich selbst verweisende Arbeit von Martina Weber thematisiert auf poetische Art das Sehen in Ausschnitten und das Herstellen von Bildern, ohne didaktisch zu sein“.

„The two monitors shine in the room like a pair of eyes. The same videotape is shown on both monitors, playing out of sync with one another, which makes seeing and perception, by means of image producing machines-like cameras, slide projections and video monitors, the subject of the work.The light of the slide projector swings through a dark, seemingly narrow, blocked space: a truly mysterious camera obscura. Time and again, one discerns a television monitor. As a result, the detail, which becomes visible through the panning of the light, shows further details and formats: the screen as projection surface, for example, or the frame of a window to the outside world, where, in turn, one sees another window in the background.“

Aargauer Kuratorium/Jurybericht Bildende Kunst/Auswahl 05. Verfasst von Nadine Olonetzky, externes Jurymitglied, freischaffende Kunstkritikerin. Translation: Rachel Lumsden

Art-vent 2013

Art-vent am 3.12. 2013 Martina Weber.  1.- 24. Dez 2013 St.Gallen, Restaurant Splügen

Andy Guhl, Anita Zimmermann, Urs Burger, Mirjam Kradolfer, Harlis Schweizer, Hans Thomann, Stefan Rohner, Thomas Koella, Elisabeth Nembrini, Liz Gehrer, Marianne Rinderknecht, Karin Bühler, Sequenz, Erich Staub, Lika Nüssli, Marlies Pekarek, Andrea Vogel, Otto Forster, Heinz Studer, Fridolin Schoch, Gilgi Guggenheim, Arnim Halter und Regine Weingart.

www.spluegeneck.ch