show down #10, 5. Juni 2008, exex, St.Gallen

Martina Webers Arbeit scheint sich auf den ersten Blick beiläufigen Themen zu widmen, dem unauffälligen und unwesentlichen, wie dem Plastikgehäuse eines Fernsehers oder der nichtssagenden Fassade eines Hochhauses. Bei genauerem Hinschauen zeigt es sich jedoch, dass Monitorrahmen und Bildschirm, Fassade und Fenster die vier Grundelemente sind, welche in Martina Webers Arbeit regelmässig erscheinen, seit sie vor drei Jahren die Hochschule für Kunst und Design in Basel abgeschlossen hat. Diese vier Schlüsselelemente sind nicht nur miteinander verbunden, sie gehen auch ineinander über: ein Fenster ist ein Bildschirm, ein Bildschirm ist ein Fenster; eine Fassade ist ein Rahmen, ein Rahmen ist eine Fassade.

Es scheint, dass eine grundsätzliche Neugier an Prozessen und die Frage «was wäre wenn?» Webers Methode vorantreibt, das Filmen und wieder Filmen überlagerter Projektionen, die ihrerseits Substrate vorgängiger Fotografien oder Filmsequenzen sind; sich auf diese Arbeit einzulassen, bedeutet die Teilnahme an einer archäologischen Ausgrabung von vertikal gelagerten Bilderschichten, die auf der horizontal laufenden Zeitachse ausgelegt sind.

«showdown eins» zeigt eine Kurzsequenz, in der horizontale Bildbänder übereinander gestapelt sind wie die Stockwerke eines Hochhauses. Die Sequenz läuft stumm und dauert etwa zehn Sekunden, bevor sie wieder beginnt. Auf den ersten Blick könnte man sie für ein Standbild halten, so unscheinbar sind die ablaufenden Veränderungen.
Die mittlere Spur ist bis zu einem gewissen Grad als fragmentiertes Filmband lesbar, das Fenster in einer Fassade zeigt. Die Elemente der obersten Bildspur sind hingegen so entstellt, dass sie nur noch an mottenzerfressene «Mario-Brothers»-Figuren erinnern, ein Hinweis auf das Thema der Zeit und das unvermeidliche Abtragen von Material. Heute da, morgen fort.

Ein Schlüssel zu Martina Webers Arbeitsprozess ist zwischen diese Bänder gebettet; erkennbar ist ein Teil des Präsentationsfensters von Quicktimemovie mit Play-taste als Hinweis darauf, dass das Bild einmal, zweimal, dreimal verfremdet worden ist und so einem Destillationsverfahren unterliegt, analog zu den Veränderungen, die das Vergehen von Zeit bewirkt.

Wenn sich «showdown 1» mit Fassade und Oberfläche beschäftigt, so ist «showdown 2» in der hinteren Ecke das subkutane Gegenstück: eine stumme Projektion mit langsamem Lidschlag, wie ein Paar aufmerksame Katzenaugen. Dieses zweiäugige und zwischen andere exex-Wandlöcher gesetzte Guckloch, thematisiert die beiden Grundelemente Fenster und Bildschirm, nämlich die Möglichkeit, gleichzeitig hinein und hinaus zu sehen, zu betrachten und betrachtet zu werden.

The subject of Martina Weber’s work appears at first glance to be incidental, the focus falling on the seemingly unremarkable and inconsequential – the plastic casing of a TV-monitor, the bland façade of a high-rise block. On closer inspection it becomes apparent that monitor-frame and screen, façade and window, are the four principal elements consistently occurring and reoccurring in the work she has made over a three-year period since graduating from the University of Art and Design, Basel in 2005. These key elements are not only connected with one another, they merge together: A window is a screen, a screen a window; a façade a frame, a frame a façade.

It would seem as though a basic curiosity about process and the question „what if?” is the motor propelling Weber’s methodology: The filming and re-filming of overlaid projections, which are in turn, excerpts from previous photographs or film sequences. To engage with the work means participating in an archaeological excavation of vertical image-strata, laid over a horizontal time-line.

 “Showdown 1” presents a short time sequence in which horizontal bands are piled one above the other like the floors of a multi-storey building. The projection sequence runs silently for some 10 seconds before starting over again and it could, at first glace, be mistaken for a still, so slight are the unfolding changes. The middle track is readable, to some extent, as a fragmented filmstrip showing windows in a façade. The fragments on the uppermost track are degraded to such a degree that they more resemble moth-eaten “Mario-brother” figures:  A hint at the theme of time and the inevitable wearing away of substance. Here today, gone tomorrow.

A clue to Martina Webers workingprocess” is sandwiched between these layers: Part of a QuickTimeMovie presentation-window, with play button clearly discernable, is the key to perceiving that the image is once, twice, thrice removed; that it has been subjected to a process of distillation analagous with the transformations caused by the passage of time. If showdown 1 is concerned with façade and external surface, showdown 2, in the far corner of the room is the subcutaneous counterpart: A silent, slowly blinking projection, like a pair of watchful cats eyes. This binocular-peephole, wedged between other fissures in the walls of exex, relates to window and screen and the possibility of looking out and of looking in, of observing and being observed.

Text/Translation: Rachel Lumsden. Show down, 5/12. Juni 2008, exex, Oberer Graben, St. Gallen

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